pagensand

Die Elbinsel Pagensand

Bericht von Jochim Bohn

Nach der Eiszeit bildete sich ein weit verzweigtes Delta der Elbe. Im Laufe vieler Jahrhunderte änderte der Strom ständig seine Ausläufe. Zwischen den Ausläufen blieben Sände liegen, die teils anwuchsen, teils wieder verschwanden. Einige Sände begrünten durch angetriebene Samen oder Wurzeln. Durch Ablagerung von Schwebstoffen wuchsen diese Sände zu Inseln an.

1598 wird erstmalig ein Sand mit dem Namen Pagensand, vor Seestermühe gelegen, erwähnt. Möglicherweise überflutete dieser Sand bei normalem Hochwasser. Eine annähernd genaue Lage und Größe dieses Sandes wird in einer Elbkarte von 1721 dargestellt. Auf dieser Karte sind weder Gebäude noch Baumbewuchs vermerkt.

Die erste Kunde von einer Nutzung der Insel stammt aus dem 17. Jahrhundert. Die Haseldorfer Gutsherren benutzten die Insel zur Reetgewinnung. Nach einem Rechtsstreit zwischen den Gutsbesitzern von Haseldorf und Seestermühe, der von 1642 bis 1665 beim Reichskammergericht zu Speyer ausgetragen wurde, wurde die Insel als Zubehör des Gutes Seestermühe anerkannt. Beim Verkauf des Gutes Seestermühe im Jahre 1752 ging die Insel ohne Richterspruch unspektakulär an die dänische Krone. Die Insel wurde als dänisches Staatseigentum verpachtet. Die dänische Regierung hatte bald kein Interesse mehr an der Insel und verkaufte sie 1821 an zwei private Personen. Von diesen, einem Landinspektor und einem Pinneberger Einwohner, kaufte der Seestermüher Bauer Dierck Meinert im Jahre 1836 die Insel. Seit ca. 1825 wird die Insel auch zur Viehwirtschaft genutzt. Die ersten Gebäude entstanden in dieser Zeit. Meinert kultivierte und befestigte die Insel. Die Meinerts blieben bis 1901 Besitzer von Pagensand, dann ging die Insel durch Verkauf an die Stadt Hamburg. Hamburg verpachtete die Domäne und benutzt einen Teil der Insel für die Ablagerung von Baggergut aus der Unterhaltungsbaggerei der Elbe. Der erste reguläre Pächter der Domäne war der Bauer Max Detjens aus Seestermühe. Die Detjens blieben bis 1952 Pächter, dann übernahm Johannes Harder aus Ahrenlohe die Pacht der Domäne Pagensand. 1921 hatte das Deutsche Reich die Elbe mit den sich darin befindlichen Inseln von der Stadt Hamburg übernommen. In den 20er und 30er Jahren wurde weiterhin Baggergut aufgespült und die Spülflächen teilweise aufgeforstet. Nach 1948 übernahm die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes die Insel. Von 1978 bis 1983 brachte man ca. 12  Mill. qm Baggergut auf die Insel. Der Bund für Vogelschutz betreut seit 1958 die Insel.

Die Pachtdomäne wurde 1994 aufgehoben, nachdem die letzten Pächter unter sonderbaren Umständen die Gebäude verlassen hatten. 1997 wurde die Insel nach fünfjährigen Verhandlungen unter Naturschutz gestellt. In einer Informationsbroschüre, herausgegeben vom Fachdienst Umwelt des Kreises Pinneberg, sind Anlegestellen für Boote, zulässige Badestrände und Wanderwege für Inselbesucher ausgewiesen.

Ein Buch zur „Geschichte der Elbinsel Pagensand“ (Husum Verlag) ist zum Preis von 7,95  € im Buchhandel erhältlich.

 

Foto: Barghaan, CC BY 2.5, Link